Blindflug, Glückskeks oder doch lieber Strategie?

Jürgen Bähr
veröffentlicht am 28. Mai 2019

Fußball-Weltmeisterschaften und Wahlen nötigen Einem dann doch, schnell mal die üblichen Absurditäten und Schnellschuss-Analysen in den Medien – was Missetaten oder begangene Fehler betrifft – aus Kommunikationssicht kurz zurechtzurücken. Meist nach sportlichen oder politischen Katastrophen sind sie blitzartig da, diejenigen Analytiker, die vermeintlich alles besser wissen. Zum Unterschied halte ich es eigentlich persönlich gerne mit dem Kirchturmblick, 360 Grad nach unten, anstatt opportunistische Teilwahrheiten zu bejubeln.

Hilfe – Ich muss jetzt Social Media!  

Da wird von entsprechenden, spezialisierten Kommunikations-Fachleuten – oh Wunder – zum Beispiel die Social Media mit facebook, twitter und Instagram als nicht zu vernachlässigendes Allheilmittel für den erfolgreichen Umgang mit seinen Stakeholdern beschworen, angepriesen und gefeiert. Weil genau Unkenntnis und Vernachlässigung dieser digitalen Kanäle der Grund für den eigenen Untergang und das desaströse Ergebnis sein sollen. Tatsächlich? Ein in Expertenkreisen hoch bewerteter Fahrensmann in Sachen Public Relations beschwört immerhin seine twittrige Gefolgschaft, jetzt bloß nicht mit blindem Aktionismus zu reagieren, sondern es müsse jetzt die gesamte Kommunikation des Krisen-Patienten auf den Prüfstand gehoben werden. Aha. Immerhin.

Ich kommuniziere schlecht! Was fehlt? Wo liegt der Fehler? Wie kann ich überleben?

Ja, stimmt, Social Media ist schon seit einigen Jahren ziemlich wichtig – mindestens mal darin zu beobachten „was geht“, oder aber darin gezielt und kompetent unterwegs zu sein. Betonung auf: Kompetent! Aber sie alleine ist nicht der Heilsbringer und Erfolgsgarant. Sie alleine ist nicht der Grund für den vermeintlichen Untergang. Ab einer gewissen eigenen und externen Erwartungshaltung muss man sie aber in die strategische Kommunikation als wichtigen Faktor mehrerer Disziplinen einbinden.

Keine Panik! Rettung naht.

Viel wichtiger und geradezu existenziell ist der stringente Plan, nach dem ich als Institution oder Person idealer Weise vorgehe. Nämlich die Vision, die Ziele, die eigene Mission mit der stimmigen Agenda für die institutionelle Arbeit als Verband, Unternehmen, Sportverein, Person des öffentlichen Lebens etc., inklusive aller Kommunikationsaktivitäten. Aber: Strategische Fehler schleichen sich manchmal unbemerkt oder von außen subkutan injiziert viel früher ein als man denkt. Das ist fatal! Denn externe Einwirkungen bzw. Meinungen haben schon immer enormen Einfluss darauf, wenn etwas schiefgeht, weil dann das eigene Handeln viel schneller und auf den Punkt genau benötigt wird. Hier helfen Social Media & Co. als multiplizierende und meinungsbildende Kanäle nicht automatisch, vielmehr bilden sie dann unter Umständen das gefährliche Glatteis für Kollateralschäden.

„be prepared for the unexpected”

Ein guter Plan, ein durchdachtes Konzept, eine in sich stringente Agenda, entsprechendes Handeln, sowie die eigene Reputation beobachtende Kontrollmechanismen sind deshalb gerade auch wegen der Social Media-Kanäle ein absolutes Muss! Das so geflochtene rote Band eines stringenten Konzepts ist zwar keine 100 Prozent-Garantie aber auf jeden Fall optimale Orientierung und eine Art Leitfaden und vielleicht Lebensversicherung im lauten, marktschreierischen und schnelllebigen Meinungsmarkt. Erst recht, wenn darin längst eine Wahrheitskrise ausgebrochen ist und vorherrschend alles überdeckt. Seien Sie deshalb wachsam, gut vorbereitet und aktiv. Dann klappt es auch mit der Social Media oder den 70 YouTubern … oder wie die so heißen 😉

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