REPUTATION: Ist „Negativ“-Kommunikation nur eine Frage der Moral?

Jürgen Bähr
veröffentlicht am 12. Juni 2014

Negativschlagzeilen will man nicht. Klar. Aber muss Kommunikation immer nur positiv ausgerichtet sein? Was ist mit Defiziten, Missständen, Fehlern, Ungerechtigkeiten etc.? Diese offen zu nennen oder mutig aufzudecken ist schon einmal erlaubt. Vielleicht sogar „Pflicht“. Zwar schafft man sich hierbei nicht nur Freunde, und diese Seite der Kommunikation ist meist auch nicht lustig. Denn der eine oder andere wird dann überrascht sein, oder aber sogar dankbar.

Offenheit erhöht gegenüber den Zielgruppen die Glaubwürdigkeit. Strategisch gesehen baut man so langfristig Vertrauen auf. Das ist zweckmäßig und zielführend, für alle Beteiligten. Mut zur Klarheit, in der richtigen Form, mit wahren Argumenten und Lösungen: Reputation.

Aktuelles Beispiel: Auf dem Weg zum Weltpokal, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft

Wir wollen Weltmeister werden. Alles Erdenkliche wird dafür getan. Selbst tragische Verletzungen, Unfälle und pubertäres Frustpinkeln im Hotel werden gegenüber der Öffentlichkeit rhetorisch demonstrativ in „Teamgeist“ verwandelt. Sicher verstehen sich die Jungs alle bestens, schließlich gibt es ein gemeinsames Ziel: den Pokal holen.

Rein technisch gesehen eine glatte 9,0 für eine brillante Positivkommunikation. Aber kommt sie draußen in der realen Welt wirklich gut an? Die Medien ließen sich davon nicht beeindrucken. Die Fans haben ihre eigene Meinung dazu gebildet. Nach den Flügen ins beschauliche Campo Bahia an der brasilianischen Atlantikküste kommt sogar Kritik auf. Zu viel Distanz zu den Spielern.

Was dem Team Ruhe verschaffen soll, führt zur Abgrenzung gegenüber den mitgereisten Medien. Es ist alles minutiös durchgeplant, keine Störfaktoren. Alles gut. Solange der Pokal dann auch wirklich kommt.

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