Krisen-Management VW: Schafft Technokraten-PR Authentizität?

Jürgen Bähr
veröffentlicht am 23. September 2015

Du sollst Deine Kunden nicht betrügen und Gesetze nicht brechen. Ja bitte. Doch hier ist er nun doch wieder: Der in der Automobilbranche ach so überraschende Krisenfall um so oder so – sorry – „lustige“ Messwerte. Eigentlich kennt sie jeder. Dieses Mal hat es sicherlich zurecht bei VW eingeschlagen. Kein schnöder Vorfall, sondern eine echte Krise mit vehementen Negativauswirkungen auf die Reputation des Konzerns und seiner Marken. Vermutlich sind die finanziellen Folgen für den Top-Konzern noch nicht absehbar, wenn man neben Bußgeldern auch beispielsweise an eventuelle Schadensersatzklagen denkt.

Wie so üblich läuft dann parallel bei all der Aufregung und Hektik die Krisen-PR-Maschinerie an und erreicht vermutlich in atemberaubender Zeit ihre Höchstgeschwindigkeit. Schließlich sind ja Profis am Werk. Und schließlich hat man ja alles vorbereitet, im Krisenhandbuch in der Schublade liegend. Für alle Fälle versteht sich. Checklisten, Textvorlagen, Krisenstab einrichten etc. – alles da. Egal wer was und wann sagen muss. Schnell noch den Text für das Video-Statement anpassen. Sind alle Keywords drin? Schonungslose Aufklärung, größtmögliche Transparenz und umfassende Zusammenarbeit … – ach ja – klar, die Entschuldigung darf bloß nicht fehlen. So – jetzt schnell noch in den Teleprompter – und fertig ist der abgelesene Kniefall im Rahmen des Krisenmanagements für alle, die es sehen wollen.

STOP! Ich beneide auch Herrn Winterkorn nicht, wenn er als Boss in so einem Fall vor die Kamera treten muss. Dann aber bitte keine eilige, völlig emotionslos vorgetragene, von Keywords geprägte Technokraten-PR-Rede. Authentisch geht anders. Denn dies ist am Ende gerade in einem Video und in einer solchen Situation eine Charakterfrage. Und so wenig Zeit muss für die Vertrauensrückgewinnung bei Kunden und in der Öffentlichkeit vorhanden sein.